"Beim Radfahren lernen Sie eine Landschaft am besten kennen, weil Sie bergauf
schwitzen, während es bergab von allein geht. Auf diese Weise haben Sie die Gegend
im Kopf, wie sie wirklich ist, während Ihnen im Auto nur hohe Berge Eindruck machen.
Keiner Landschaft entsinnen Sie sich so genau wie einer Gegend, die Sie mit dem
Fahrrad erkämpft haben."
(Ernest Hemingway, Schlacht um Paris, September 1944, aus "49 Depeschen")

"Ich erinnere mich an die Zeit vor etwa 40 Jahren. Damals erschienen die ersten Fahrräder, und wir, ein Kreis von Professoren, etwa 5 bis 6 Mann, machten uns das Vergnügen und begannen Rad zu fahren. Nach einiger Zeit, kaum ein halbes Jahr später, hatten alle meine Kollegen diese Neigung wieder abgelegt, weil sie sich ungünstig auf ihre Herztätigkeit auswirkte. Mir aber, der ich bis in die letzten Jahre, noch als 75jähriger, gefahren bin, ist das nie passiert. Hier half mir mein physiologisches Denken. Ich machte es mir zur strikten Gewohnheit, diese Arbeit auf dem Fahrrad niemals sofort in vollem Umfange aufzunehmen, sondern eine strenge Folgerichtigkeit einzuhalten. Ich beginne im Frühjahr mit dem Radfahren allmählich, zunächst über 1 1/2 bis 2 Kilometer, dann über 10, 15, 50 und 60. Da haben sie die Folgerichtigkeit. Ich konnte schnell fahren, aber wenn ich aufs Fahrrad steige, fahre ich nicht gleich mit vollem Tempo los, sondern fahre auf jeden Fall erst einmal 2 bis 3 Minuten langsam, und zwar aus einem ganz einfachen Grunde. Dazu ist doch Muskelarbeit erforderlich. Die aber erfordert Gott weiß wie viel andere Prozesse: eine andere Atmung, einen anderen Herzschlag, eine andere Sekretion usw., und diese Neueinstellung braucht Zeit..."
(Iwan Petrowitsch Pawlow, Mittwochskolloquium vom 1. November 1933)


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