Ein Jahrhundert der Dekadenz

Albert Camus in den Tagebüchern 1935-1951:

"Dekadenz! Die Reden über die Dekadenz! Das 3. Jahrhundert v. Chr. ist für Griechenland ein Jahrhundert der Dekadenz. Es schenkt der Welt die Geometrie, die Physik, die Astronomie und die Trigonometrie mit Euklid, Archimedes, Aristarch und Hipparch." (Reinbek/rororo 1972/80, S. 125)

Pedanten werden sich vielleicht daran stören, dass ein Hipparch schon im 2. Jahrhundert lebte; aber darum geht es Camus wohl nicht, sondern um den Impuls, der damals einsetzte, bis zur Spätantike verfiel, im Mittelalter fast verloren ging und erst mit der Renaissance wieder auferstand.

Einen hat Camus freilich vergessen: Aristoteles! Für Wolfgang Kullmann ist er der Begründer der Zoologie, und es ist schon verblüffend, dass die Schriften des Aristoteles zur Zoologie ein Drittel des überlieferten Gesamtwerks ausmachen -- weitgehend ignoriert, so wie auch die eine Hälfte des Gesamtwerks Goethes einfach ignoriert wird, nicht nur seine Farbenlehre.


Page last modified on January 29, 2011, at 10:00 PM